Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Mit rund 57.500 Neuerkrankungen pro Jahr ist er bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung und bei Männern sogar die zweithäufigste.1 Um für das Thema Lungenkrebs ein stärkeres öffentliches Bewusstsein zu schaffen und auf die Belastungen der Lungenkrebspatient*innen aufmerksam zu machen, erklärte die „Global Lung Cancer Coalition“ im Jahr 2001 den November zum Lungenkrebsmonat. Unter dem Motto „Niemand verdient Lungenkrebs“ jährt sich der Lungenkrebsmonat in diesem Jahr nun bereits zum 20. Mal.
Der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs ist das Rauchen: 90 Prozent der Lungenkrebsfälle sind darauf zurückzuführen.2 Es gibt allerdings noch weitere Faktoren, die zur Entstehung von Lungenkrebs beitragen können. Dazu zählen unter anderem Schadstoffe wie Radon oder Asbest in der Luft, Ernährung und Infektionen. Anfangs sind die Beschwerden einer Lungenkrebserkrankung sehr allgemein und unspezifisch. Raucher*innen und Personen, die berufsbedingt viele Schadstoffe einatmen, sollten daher besonders auf gesundheitliche Veränderungen achten und diese frühzeitig bei ihren Ärzt*innen abklären. Warnzeichen, die es hier zu beachten gilt, sind unter anderem anhaltender und sich verschlimmernder Husten, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit und ungewollter Gewichtsverlust. Diese und andere Symptome sollten immer ernst genommen werden, denn im frühen Stadium kann Lungenkrebs geheilt werden.3 Damit es gar nicht zu einer Tumorentwicklung kommt, ist eine Rauchentwöhnung die beste Präventionsmaßnahme. Je früher jemand mit dem Rauchen aufhört desto besser, denn der Regenerationsprozess der Lunge benötigt viel Zeit.4
Besteht der Verdacht einer Lungenkrebserkrankung, schaffen bildgebende Untersuchungen wie ein Röntgenbild des Oberkörpers und der Lunge sowie die Entnahme von Gewebeproben Klarheit. Sobald diagnostisch gesichert ist, dass ein bösartiger Tumor vorhanden ist, gilt es zu klären, ob es sich um ein kleinzelliges oder ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom handelt.5 In ca. 85 % der Fälle lautet die Diagnose nicht-kleinzelliger Lungenkrebs. Dieser Krebs wächst im Gegensatz zum kleinzelligen Lungenkarzinom langsamer und hat deshalb eine bessere Prognose.6
Zum Zeitpunkt des ersten offiziellen Lungenkrebsmonats vor 20 Jahren gab es sowohl für das kleinzellige als auch das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom noch wenige Behandlungsoptionen. Neben einer Entfernung des Tumorgewebes beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom standen damals nur Platin-basierte Chemotherapien, optional in Kombination mit Bestrahlung, zur Auswahl. Da sich beim kleinzelligen Lungenkrebs bereits früh Metastasen bilden und eine Operation zur Tumorentfernung zumeist nicht mehr möglich ist, war lange Zeit die Chemotherapie gängige Behandlungsmethode.7 Nur ca. 7 Prozent der Lungenkrebs-Patient*innen überlebten damals die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.8
Fortschritte in der Therapie
Heute stehen Lungenkrebspatient*innen durch neue Therapieoptionen und Medikamentenzulassungen wesentlich mehr Behandlungsmöglichkeiten offen als noch Anfang der 2000er Jahre. Dazu gehören neben Operation, Chemotherapie und Bestrahlung nun auch die zielgerichtete Medizin und die Immuntherapie. Beide werden der „personalisierten Medizin“ zugeordnet, denn hier entscheidet sich je nach Eigenschaften der Krebszellen, welches Medikament für die Patient*innen am besten geeignet ist.
In der zielgerichteten Therapie greifen die Medikamente nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip in Abläufe ein, die für das Krebswachstum zuständig sind. Über außenliegende Bindestellen an den Krebszellen, diese nennt man auch Rezeptoren, übermitteln Botenstoffe Wachstumssignale an den Kern der Krebszellen. Zielgerichtete Arzneimittel setzen sich beispielsweise auf die Rezeptoren und hemmen somit die Signalübermittlung – also auch das Wachstum der Krebszellen.9
Auch die Immuntherapie ist heute eine gute Option bei Lungenkrebs. Es gibt verschiedene Formen der Immuntherapie, beispielsweise die therapeutischen Antikörper. Diese speziell entwickelten Proteine erkennen bestimmte Zielstrukturen auf Krebszellen oder Zellen des Immunsystems und binden an diese. Dabei werden verschiedene Mechanismen ausgelöst, durch die das Immunsystem die Krebszellen eliminieren kann.
Im Gegensatz zur Chemotherapie, die auch gesunde Zellen schädigen kann, bekämpfen Medikamente aus der personalisierten Medizin gezielter das Wachstum von Krebszellen. Diese Besonderheit stellt einen großen Vorteil der personalisierten Therapie dar, da die Patient*innen durch das meist verschonte gesunde Gewebe weniger Symptome zeigen und eine höhere Lebensqualität aufweisen.10
Für Patient*innen mit einer Genveränderung, für die noch kein Medikament zugelassen wurde, gibt es die Option, an einer klinischen Studie teilzunehmen.11

Erhöhte Lebenserwartung durch personalisierte Medizin
Heute liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei Männern bei 15 Prozent und bei Frauen sogar bei 21 Prozent.12Durch die neuen Therapien wurden deutliche Verbesserungen des Behandlungserfolgs, der Verträglichkeit und der Überlebensrate erzielt.11 Im Idealfall wird durch Therapien der personalisierten Medizin ein Zustand hervorgerufen, der eher einer chronischen Erkrankung ähnelt. Das heißt, sobald ein Medikament nicht mehr anschlägt, stellt man die Medikation neu ein – und das hoffentlich über viele Jahre hinweg.11

Dem Krebs die Stirn bieten
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Krebs derzeit noch zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit. Und mit der immer älter werdenden Bevölkerung nimmt leider auch die Zahl der bösartigen Tumorerkrankungen kontinuierlich zu. Dementgegen stehen allerdings die immer bessere Früherkennung sowie viele innovative Therapien, die zu einer erfolgreichen Bekämpfung der Erkrankung beitragen. So muss die Diagnose Krebs heute nicht zwangsläufig zum Tod führen.
Quellen:
[1] https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenkrebs/verbreitung/index.html (Letzter Abruf am 22.10.21)
[2] https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/lungenkrebs/risikofaktoren/ (Letzter Abruf am 02.11.21)
[3] https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/frueherkennung.php (Letzter Abruf am 02.11.21)
[4] https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/definition/vorbeugung.html (Letzter Abruf am 02.11.21)
[5] https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenkrebs/diagnose/index.html (Letzter Abruf am 02.11.21)
[6] https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/lungenkrebs/krankheitsbild/ (Letzter Abruf am 02.11.21)
[7] https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenkrebs/therapie/index.html (Letzter Abruf am 26.10.21)
[8] https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/weltweite-studie-krebspatienten-koennen-auf-laengeres-leben-hoffen-1.3848095 (Letzter Abruf am 22.10.21)
[9] https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/gezielte-krebstherapie.php (Letzter Abruf am 02.11.21)
[10] https://www.krebshilfe.de/blog/lungenkrebs-mit-personalisierter-medizin-behandeln/ (Letzter Abruf am 22.10.21)
[11] https://www.krebshilfe.de/blog/lungenkrebs-mit-personalisierter-medizin-behandeln/ (Letzter Abruf am 22.10.21)
[12] https://www.netdoktor.de/krankheiten/lungenkrebs/lebenserwartung/ (Letzter Abruf am 22.10.21)
MAT-DE-2105412-1.0-11/2021; Header-Foto: istock / shapecharge