Chronische Graft-versus-Host-Erkrankung: So geht Andreas mit der Erkrankung um

Eine Stammzelltransplantation kann für Patient*innen mit gutartigen und bösartigen Erkrankungen des Blutes eine Chance auf Heilung sein, wenn andere Therapien versagt haben.1, 2 Jedes Jahr erhalten in Deutschland mehr als 3.000 Menschen eine Stammzelltransplantation, bei der Blutstammzellen von einem gesunden Spender bzw. einer gesunden Spenderin auf die erkrankte Person übertragen werden.2 Die chronische Graft-versus-Host-Erkrankung (cGvHD) ist eine häufige Spätkomplikation, die nach einer Stammzelltransplantation auftreten kann.3, 4, 5 Sie entwickelt sich bei etwa der Hälfte der erwachsenen Patient*innen nach einer Stammzelltransplantation mit fremden Blutstammzellen.3 Die cGvHD kann unterschiedlich schwer verlaufen.4, 6 Wie man mit der Erkrankung leben kann, erzählt cGvHD-Patient Andreas. In der Hoffnung, die Früherkennung und Behandlung der cGvHD zu verbessern, unterstützt Sanofi die GvHD Alliance, eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Sichtbarkeit von GvHD-Patient*innen zu erhöhen und deren Lebensqualität zu verbessern.
Juckende Haut, trockene Augen, Gelenkbeschwerden, Husten und Atemnot – als multisystemische Erkrankung kann die cGvHD verschiedene Organe betreffen und vielfältige Symptome verursachen.3, 7 Ursächlich für die Symptome sind Prozesse, die zur Entzündung und Vernarbung des Gewebes führen. Diese entstehen dadurch, dass die reifen Immunzellen (Graft) den Empfänger (Host) als fremd erkennen und verschiedene Gewebe und Organe angreifen.4 Ist die Lunge betroffen, kann es aufgrund der Vernarbung des Gewebes zu einer Verengung der Atemwege und einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion kommen. Dies ist mit einer schlechten Prognose verbunden.8
Für mehr Sichtbarkeit der GvHD
Sanofi unterstützt die GvHD Alliance, die sich dafür einsetzt, GvHD-Patient*innen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und die Erkrankung bekannter zu machen. Dies kann dazu beitragen, eine cGvHD früher zu erkennen, eine zeitnahe Diagnose und Behandlung zu erhalten und damit die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Über folgenden Link können Patient*innen, aber auch Angehörige und medizinisches Fachpersonal ihre Erfahrungen zur GvHD teilen: GVHDAlliance.org/join-our-community. Durch unterschiedliche Geschichten, Fotos und Videos entsteht so ein lebendiges Mosaik dieser vielschichtigen Erkrankung.
Lust mitzumachen? Werden auch Sie Teil dieser Bewegung und teilen Sie Ihre Geschichte zur GvHD oder Ihre Erfahrungen mit Patient*innen. Jede Perspektive und Erfahrung trägt dazu bei, das Verständnis für GvHD zu stärken.
Was bedeutet cGvHD für Betroffene?
Andreas aus Hamburg, 68 Jahre, hat vor zweieinhalb Jahren eine allogene Stammzelltransplantation aufgrund einer seltenen Knochenmarkerkrankung (Myelodysplastisches Syndrom) erhalten. Mehrere Monate nach der Stammzellinfusion entwickelte er immer stärkeren Husten und wurde zunehmend kurzatmig. Eine Biopsie der Lunge bestätigte dann, dass er eine cGvHD mit Lungenbeteiligung entwickelt hatte.
Symptome der cGvHD im Alltag
Die cGvHD der Lunge äußert sich in Form einer Atemnot, die so weit geht, dass man das Gefühl hat, man erstickt. […] Ich kann nur sehr schwer Treppen steigen. Ich kann keine Kerze mehr auspusten. Mein größter Wunsch wäre, dass es noch mal aufwärts geht – speziell die körperliche Kraft noch einmal zurückzubekommen.

Andreas
cGvHD-Patient
Mit den Einschränkungen durch die cGvHD müssen Betroffene erst einmal lernen umzugehen. Andreas erzählt, dass er in einem 100 Jahre alten Haus wohnt. Dort gibt es immer was zu tun. Doch alles kostet viel Kraft und braucht seine Zeit. Inzwischen kann er mit seiner Erkrankung aber immer besser umgehen, erklärt er. Panik, aufgrund der Atemnot zu ersticken, hat er nicht mehr. Nach einer Anstrengung wie z. B. dem Treppensteigen setzt er sich hin und wartet bewusst ab, bis sich seine Atmung wieder beruhigt hat.
Um seinen Gesundheitszustand selbst zu kontrollieren, misst er täglich seine Vitalparameter wie Blutdruck, Herzschlag und Sauerstoffgehalt des Blutes. Mit einem speziellen Gerät, einem Spirometer, kann er die Kraft seiner Lunge beim Ausatmen ermitteln. Diese Maßnahmen geben Andreas das Gefühl, seine cGvHD auch ein Stück weit selbst zu managen.
Aktuell hat sich Andreas‘ Erkrankung stabilisiert. Eine Verschlechterung könnte er mittels seiner Messungen auch zwischen seinen regelmäßigen Kontrollterminen in der Knochenmarktransplantationsambulanz zeitnah selbst erkennen, sodass dann die Therapie in Absprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin bei Bedarf angepasst werden könnte.
Warnzeichen erkennen und aktiv werden
Um Schäden an den Organen möglichst vorzubeugen, sind bei der cGvHD eine frühe Diagnose und wirksame Therapie besonders wichtig.9 Patient*innen nach einer Stammzelltransplantation sollten daher alle Veränderungen und Beschwerden, die ihnen auffallen, ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin berichten – auch wenn die Symptome nicht miteinander in Verbindung zu stehen scheinen oder nicht so schlimm sind. So hat es auch Andreas getan, als er die ersten Anzeichen einer cGvHD bemerkte. Die Behandlung der cGvHD erfordert eine Langzeitbetreuung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen aller betroffenen Organe.5 Andreas ist es aber wichtig, sich nicht nur auf die Ärztinnen und Ärzte zu verlassen – „auch wenn die super sind“, wie er sagt.
Was Andreas anderen Betroffenen mit cGvHD zum Umgang mit der eigenen Erkrankung rät, erfahren Sie in diesem Video.
Perspektiven in der cGvHD-Therapie
Patient*innen mit cGvHD erhalten verschiedene Therapien, die in einer bestimmten Reihenfolge nacheinander erfolgen. Man bezeichnet diese aufeinander folgenden Behandlungen als Therapielinien.
Erste Therapielinie: In der Regel werden zunächst Kortikosteroide genutzt.4 Diese ähneln Cortison und unterdrücken das Immunsystem, haben daher jedoch oft viele Nebenwirkungen. Je nach Schweregrad der cGvHD werden sie entweder äußerlich, also auf der Haut, angewendet, oder systemisch, also z. B. als Tablette.4
Zweite Therapielinie: Etwa die Hälfte der Betroffenen kommt aufgrund von mangelnder Wirksamkeit oder schlechter Verträglichkeit der ersten Therapie in die zweite Therapielinie. Dort steht Behandelnden derzeit neben einer speziellen Lichttherapie des Blutes nur ein zugelassenes Medikament zur Verfügung.4
Ziele der cGvHD-Therapie
Obwohl es inzwischen einige neue Therapieoptionen zur Behandlung der cGvHD gibt, fehlt uns ein Medikament, das die Erkrankung völlig und dauerhaft verschwinden lässt. Das ist auch die Angst der Patientinnen und Patienten, die bei einer GvHD fragen: Ist das chronisch und kriegen wir das überhaupt noch mal weg? Ziele der Behandlung sollten sein, Symptome zu lindern, Einschränkungen der Lebensqualität zu verhindern, Nebenwirkungen der Therapie geringzuhalten oder Kortikosteroide möglichst zügig reduzieren oder ganz absetzen zu können.
Prof. Nicolaus Kröger, Klinikdirektor
Interdisziplinäre Klinik und Poliklinik für Stammzelltransplantation, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Sanofi forscht daher aktuell mit Hochdruck an weiteren Arzneimitteln zur Behandlung der cGvHD, um Betroffenen eine Perspektive zu geben.
Für Andreas ist die cGvHD eine Erkrankung mit immer neuen Aspekten. Die cGvHD hat seinen Alltag verändert, aber er hat für sich Strategien entwickelt, damit umzugehen. Seine Erfahrungen möchte er gerne anderen Patient*innen weitergeben.
Für alle Betroffene ist es wichtig zu wissen: Mit cGvHD ist man nicht allein!
Gesundheit & Innovation – der Podcast
In der neuen Podcast-Folge von „Gesundheit & Innovation“ erklärt Christiane Look, Leiterin der medizinischen Abteilung für Transplantations-, Herz-Kreislauf- und Schilddrüsentherapien bei Sanofi, die Entstehung und Auswirkungen der Graft-versus-Host-Disease. Jetzt reinhören!

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Quellen
- Christopeit M, Kröger N. Transfusionsmedizin 2015; 5(03): 151–160.
- DRST Deutsches Register für hämatopoetische Stammzelltransplantation und Zelltherapie e.V. Jahresbericht 2023. Verfügbar unter: www.drst.de
- Horwitz M, Sullivan K. Blood Reviews 2006; 20(1): 15–27.
- Onkopedia Leitlinie „Graft-versus-Host-Erkrankung, chronisch“, Stand Januar 2023. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/graft-versus-host-erkrankung-chronisch/@@guideline/html/index.html
- Lee SJ, Vogelsang G, Flowers ME. Biol Blood Marrow Transplant 2003; 9: 215–233.
- Akpek G et al. Blood 2001; 97: 1219–1226.
- Zeiser R et al. N Engl J Med 2017; 377(26): 2565–2579.
- Grube M et al. Biol Blood Marrow Transplant 2016; 22: 1781–1791.
- Lee S, Flowers M. Hematology Am Soc Hematol Educ Program 2008; 2008(1): 134–141.