Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen eine neue Lebensperspektive zu eröffnen – das ist das Ziel der Transplantationsmedizin. Unter einer Transplantation versteht man die Übertragung von Organen wie beispielsweise Herz, Lunge oder Niere oder von Blutstammzellen von einem Spender auf einen Empfänger. Während bei Organtransplantationen ein erkranktes Organ durch ein Spenderorgan ersetzt wird, zielt die Übertragung von Blutstammzellen darauf ab, das blutbildende und immunologische System der Empfänger*innen zu erneuern.1 Dabei können die eigenen Stammzellen der Patient*innen oder Stammzellen gesunder Spender*innen verwendet werden.
Die Stammzelltransplantation mit fremden Blutstammzellen wird zum Beispiel bei Patient*innen mit bestimmten Blutkrebserkrankungen wie Leukämien eingesetzt, wenn andere Therapien versagt haben.2, 3 Nach der Übertragung siedeln sich die Spenderstammzellen im Knochenmark der Patient*innen an und beginnen, sich zu vermehren. Es entwickelt sich ein neues Immunsystem, das sich gegen verbliebene bösartige Zellen richtet.2, 4 Jährlich erhalten in Deutschland über 3.000 Patient*innen eine solche Stammzelltransplantation mit fremden Blutstammzellen.3
Chronische Graft-versus-Host-Erkrankung als Herausforderung nach Stammzelltransplantation
Bei Stammzelltransplantationen mit fremden Stammzellen stellt die Graft-versus-Host-Erkrankung (Graft-versus-Host-Disease; GvHD) eine häufige Komplikation dar. Die GvHD tritt auf, wenn das neue Immunsystem nicht nur die bösartigen Zellen angreift, sondern sich gegen Zellen des Empfängers richtet.5
Bei der GvHD wird zwischen einer akuten und einer chronischen Form unterschieden.
- Die akute GvHD tritt in der Regel innerhalb der ersten 100 Tage nach der Transplantation auf und betrifft hauptsächlich Haut, Leber und den Verdauungstrakt.5
- Die chronische Graft-versus-Host-Erkrankung (cGvHD) ist eine verzögert einsetzende Reaktion des Spenderimmunsystems gegen das Gewebe des Empfängers und tritt erstmalig zwei bis 18 Monate nach der Transplantation mit fremden Blutstammzellen auf.5
Die cGvHD betrifft etwa 50 Prozent der Patient*innen nach einer Stammzelltransplantation mit fremden Blutstammzellen.6 Die Erkrankung kann über Monate oder Jahre hinweg fortschreiten und zu irreversiblen Organschäden führen.5, 6, 7
50 %
der erwachsenen Patient*innen entwickelt nach der Stammzelltransplantation eine chronische GvHD als Komplikation.8
> 90 %
der chronischen GvHD-Patient*innen zeigen einen mittelschweren oder schweren Verlauf der Erkrankung.9
~ 1/3
der Patient*innen, die eine mittlere bis schwere chronische GvHD haben, leidet an Angstzuständen oder Depressionen.10
Die Symptome der cGvHD sind häufig unspezifisch und vielfältig, wodurch die Diagnose und Therapie erschwert werden. Zu den Symptomen gehören beispielsweise juckende Haut, trockene Augen, Gelenkbeschwerden, Husten und Atemnot.6, 8 Die Lebensqualität der Patient*innen ist deshalb häufig eingeschränkt.9, 10, 11 Ein Drittel der Betroffenen leidet darüber hinaus an psychischen Belastungen wie Angstzuständen oder Depressionen.9, 10, 11
Auch Andreas ist nach einer Stammzelltransplantation mit fremden Blutstammzellen an einer cGvHD erkrankt. Was er anderen Betroffenen mit cGvHD zum Umgang mit der eigenen Erkrankung rät, erfahren Sie in diesem Video.
Neue Ansätze für die Behandlung der chronischen Graft-versus-Host-Erkrankung
Die derzeitigen Behandlungsstandards für cGvHD wie der Einsatz von Kortikosteroiden helfen vielen Patient*innen, sind jedoch mit Herausforderungen wie Nebenwirkungen verbunden.5 Um Patient*innen mit cGvHD eine bessere Kontrolle über ihre Erkrankung und eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen, forscht Sanofi intensiv an neuen Behandlungsansätzen bei cGvHD.
Sanofi engagiert sich seit über 40 Jahren für den Fortschritt in der Transplantationsmedizin. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Forschung und Entwicklung neuer Ansätze, sondern auch auf der Bereitstellung von Therapien, die Patient*innen weltweit eine bessere Versorgung ermöglichen.
Zu den bisher von Sanofi entwickelten Therapieoptionen gehören:
- Eine immunmodulierende Therapie, die sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung von Abstoßungsreaktionen bei Nierentransplantationen eingesetzt werden kann.
- Eine Therapie zur Stimulation der Stammzellproduktion, um die Anwachsrate („Engraftment“) der Stammzellen zu verbessern und die Bildung neuer, gesunder Blutzellen zu fördern.
Zudem entwickelt Sanofi neue immunmodulierende Behandlungsansätze, um Patient*innen mit cGvHD innovative Therapieoptionen zu bieten.
Patient*innen eine Stimme geben
Neben den therapeutischen Innovationen engagiert sich Sanofi aktiv in der Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften, wissenschaftlichen Einrichtungen und Patient*innengruppen. Ein Beispiel hierfür ist die Initiative „My Signs My Story“ der GvHD Alliance, die Betroffenen eine Plattform bietet, ihre persönlichen Erfahrungen mit der Erkrankung zu teilen. Ziel ist es, über die Erkrankung aufzuklären und die Sichtbarkeit der Patient*innen zu erhöhen. Die Initiative soll die Früherkennung verbessern und den Austausch zwischen Patient*innen und Fachkreisen fördern. Erfahren Sie mehr über die Geschichten von Betroffenen und wie Sie selbst Teil der Bewegung werden können.
Weitere Informationen
Infos zur GvHD
Infos zur Stammzellenspende
Weltweite Initiative der GVHD Alliance
Referenzen
- Organtransplantation. (2023, May). Drze. https://www.drze.de/de/forschung-publikationen/im-blickpunkt/organtransplantation
- Christopeit M, Kröger N. Transfusionsmedizin 2015; 5(03): 151–160.
- DRST Deutsches Register für hämatopoetische Stammzelltransplantation und Zelltherapie e.V. Jahresbericht 2023. Verfügbar unter: www.drst.de
- Wollner E, Neubauer A. Internist 2014; 55: 547–561.
- Onkopedia Leitlinie „Graft-versus-Host-Erkrankung, chronisch“, Stand Januar 2023. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/graft-versus-host-erkrankung-chronisch/@@guideline/html/index.html
- Horwitz M, Sullivan K. Blood Reviews 2006; 20(1): 15–27.
- Lee S et al. Transplant Cell Ther 2024; 30(2): S262–263.
- Zeiser R et al. N Engl J Med 2017; 377(26): 2565–2579.
- Henden AS et al. J Immunol 2015; 194(10): 4604–4612.
- Wolff D et al. Bone Marrow Transplant. 2021; 56(9): 2079–2087.
- Kurosawa S et al. Biol Blood Marrow Transplant 2017; 23(10): 1749–1758.