Diagnose Nasenpolypen: Weder riechen noch schmecken

Eine chronische Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen bei der sich auch Nasenpolypen bilden können, ist eine wenig beachtete Erkrankung, die häufiger auftritt als gedacht. Für Betroffene bedeutet dies oft eine große Belastung und Einschränkung im Alltag.
„Essen war eine Notwendigkeit, aber kein Vergnügen, weil selbst das beste Steak auf der Karte nach nichts geschmeckt hat“, berichtet ein Patient. Er gehört zu den Betroffenen, die unter einer chronischen Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen leiden. In Europa sind das rund elf Prozent der Erwachsenen. Bei etwa einem Fünftel dieser Patient*innen bilden sich auch Nasenpolypen – gutartige Ausstülpungen der Schleimhaut in den Nasengängen. Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, (CRSwNP), lautet der medizinische Fachbegriff der Erkrankung.

Dauerhaft eingeschränkte Lebensqualität
Eine chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen äußert sich für Betroffene in einer Reihe von Symptomen, welche die Lebensqualität stark belasten können – gesundheitlich und sozial. Das Atmen fällt schwer, weil die Nasenpolypen die Nasenhaupt- oder Nasennebenhöhlen verstopfen. Damit einher geht die so genannte Rhinorrhoe – die Nase läuft ständig oder das Sekret läuft den Rachen hinunter. Viele Betroffene klagen auch über Riechstörungen oder verlieren ihren Geruchs- und Geschmackssinn vollständig. Zudem können Gesichts- und Kopfschmerzen auftreten. Ein entspannter Schlaf ist häufig nicht möglich. Halten zwei oder mehr dieser nasalen Symptome über mehr als 12 Wochen an, zählt die Erkrankung als chronisch. Besonders für Patient*innen mit schwerer CRSwNP kann die Erkrankung physisch und psychisch sehr belastend sein: Viele stehen morgens nach einer schlaflosen Nacht gerädert auf. Entsprechend sinkt die Leistungsfähigkeit. Das bringt Probleme im Job und auch die Beziehung zu Familie und Freund*innen kann darunter leiden.

Die Typ-2-Entzündung als Auslöser
In Europa ist die Erkrankung CRSwNP bei bis zu 80 Prozent der Patient*innen auf eine so genannte Typ-2-Entzündung zurückzuführen. Für diese spezielle Überreaktion des Immunsystems sind verschiedene körpereigene Botenstoffe verantwortlich – hierzu zählen in diesem Fall die Interleukine (IL)-4, IL-13 und IL-5. Sie werden von Zellen des Immunsystems gebildet und beeinflussen die Entzündung. Dadurch leisten die Interleukine der Erkrankung Vorschub. Typ-2-Entzündungen bilden allerdings nicht nur den Nährboden für Nasenpolypen: Die häufigsten Begleiterkrankungen sind Asthma, eine allergisch bedingte Entzündung der Nasenschleimhaut (Heuschnupfen) und eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (auch bekannt als ASS). Auch Neurodermitis kann bei Betroffenen auftreten.
Therapiealternative durch Biologika
Um der Erkrankung und ihren belastenden Folgen Einhalt zu gebieten, wurden Patient*innen mit schwerer CRSwNP lange standardmäßig mit Kortison behandelt, zumeist in Form von Nasensprays, oder kurzzeitig als Tabletten. Auch unterstützende Kochsalz-Nasenspülungen sowie Antibiotika kommen zum Einsatz. Sind diese Behandlungen erfolglos, werden Nasenpolypen meist operativ entfernt. Für Betroffene bei denen die CRSwNP unkontrolliert ist, stellen moderne Therapien – die so genannten Biologika – eine Alternative dar. Diese werden zusätzlich zu kortisonhaltigen Nasensprays gegeben und adressieren zielgerichtet die zugrundeliegenden Entzündungsprozesse bei schwerer CRSwNP.

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