Morgensteifigkeit? Es könnte sich um Polymyalgia rheumatica handeln!

Veröffentlicht am: 5. August 2024
Die Schmerzen durch Polymyalgia rheumatica können von Tag zu Tag unterschiedlich sein: An manchen Tagen sind Betroffene komplett schmerzfrei, an anderen Tagen treten die Schmerzen wie aus dem Nichts wieder auf, was eine ärztliche Diagnose nicht immer einfach macht.istockphoto / vorDa
Für Menschen, denen es am Morgen fast unmöglich ist, aufgrund von Schmerzen aus dem Bett aufzustehen, kann jeder Tag zur Qual werden. Treten die Schmerzen besonders im Schulter-, Nacken- und Hüftbereich auf, könnte es sich um typische Symptome einer Polymyalgia rheumatica handeln. Polymyalgia rheumatica, kurz PMR, ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung [1], umgangssprachlich auch als Weichteilrheuma oder Muskelrheuma bekannt und im Volksmund unter dem Begriff Polymyalgie verbreitet [2]. Die Schmerzen durch PMR können von Tag zu Tag unterschiedlich sein: An manchen Tagen sind Betroffene komplett schmerzfrei, an anderen Tagen treten die Schmerzen wie aus dem Nichts wieder auf, was eine ärztliche Diagnose nicht immer einfach macht [3,4].

Hören statt lesen – hier gibt es die Story auf die Ohren:

Polymyalgia rheumatica – was ist das?

Als entzündlich rheumatische Erkrankung zählt die PMR zu den immunvermittelten Erkrankungen [1]. Ein fehlgesteuertes Immunsystem löst entzündliche Veränderungen im Körper aus. Typisch für PMR ist, dass sie den Schulter-, Hüft- und Nackenbereich betrifft [1].

Wer ist von „PMR“ betroffen?

Nach der rheumatoiden Arthritis zählt die PMR zu den zweithäufigsten entzündlich rheumatischen Erkrankungen von Menschen jenseits des 50. Lebensjahres [1]. Ungefähr 1 von 2.000 Personen im Alter von über 50 Jahren erhält eine PMR-Diagnose. Auffällig ist auch, dass Frauen etwa 2- bis 3-mal häufiger von PMR betroffen sind als Männer [1].

Polymyalgia rheumatica: Symptome

Neben den Hauptsymptomen wie symmetrische Schmerzen und Steifigkeit in den Hüften, den Schultern und im Nacken, können Betroffene auch unter weiteren Symptomen leiden, wie z. B. [1]:

  • Druckschmerzhaftigkeit der betroffenen Muskeln
  • Kraftlosigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Leichtes Fieber

Polymyalgia rheumatica Erfahrungsberichte von Betroffenen zeigen, dass die PMR-Erkrankung sehr schmerzhaft verlaufen und auch nach längeren Ruhephasen erneut aufflammen kann. Eine Wiederkehr der PMR-Erkrankung (in der Fachsprache: Rezidiv) ist nicht selten [5].

Leben mit PMR – eine Herausforderung?

Polymyalgia rheumatica kann das Leben von Betroffenen aufgrund eines starken Leidensdrucks enorm einschränken [5]. Auf Grund der Schmerzen und/oder Steifigkeit kann es ihnen schwerfallen, Alltagsaufgaben zu bewältigen, die zuvor keine Probleme bereitet haben. Auch Müdigkeit und Erschöpfung sind klassische Symptome einer PMR-Erkrankung [1]. Diese lebensverändernden Umstände können sich auch auf das Gemüt bzw. auf das allgemeine Befinden niederschlagen: Nicht selten berichten PMR-Betroffene von Depressionen (fast jeder dritte) [2].

Wie weiß ich, ob ich Polymyalgia rheumatica habe?

Wenn über längere Zeit Schmerzen bestehen, speziell im Schulter-, Nacken- und Hüftbereich, die besonders nachts auftreten, sollte zunächst eine Vorstellung beim Hausarzt/bei der Hausärztin erfolgen. Am besten erfolgt anschließend eine Überweisung zur Rheumatologin/zum Rheumatologen, da diese/ dieser auf rheumatische Erkrankungen spezialisiert ist und eine mögliche PMR diagnostizieren und behandeln kann [1]. In der Regel erfolgt eine körperliche Untersuchung auf Beweglichkeit, eine Blutuntersuchung auf Entzündungen im Körper und eine Untersuchung, wie stark die Entzündungen in den betreffenden Körperregionen sind. Für Letzteres setzt der Rheumatologe/die Rheumatologin gängige bildgebende Verfahren wie z. B. Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT) ein. Auf diesem Wege werden auch andere Erkrankungen ausgeschlossen. [1]

PMR – was nun?

Die Diagnose PMR sollte als Chance gesehen werden, aktiv gegen die Erkrankung vorzugehen. Je früher eine Diagnose erfolgt, desto eher kann ein Behandlungsplan erstellt werden.

Polymyalgia rheumatica: Therapie

Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, gelten als Standardbehandlung bei PMR [1]. Glukokortikoide gehören zu den Botenstoffen (Hormonen). Zu den wichtigsten pharmakologischen Eigenschaften der Glukokortikoide zählt ihre antientzündliche und schmerzlindernde Wirkung [6].

Leider kann die langfristige Einnahme von Kortison auch mit unerwünschten Wirkungen verbunden sein. Hierzu zählen z. B. Herzerkrankungen, Knochenschwund (Osteoporose) und die Stoffwechselerkrankung Diabetes. Der Arzt/die Ärztin wird die erforderliche Dosis ermitteln, um unerwünschte Wirkungen möglichst gering zu halten. Bei entsprechender Symptomverbesserung wird die Kortison-Dosis im Laufe der Zeit langsam reduziert.

Eine Polymyalgia rheumatica Therapie ohne Kortison ist derzeit noch nicht verfügbar. Aber die intensive klinische Forschung auf dem Gebiet der PMR lässt auf neue Behandlungsoptionen hoffen.

Polymyalgia rheumatica Lebenserwartung: Bei einer adäquaten Behandlung haben Menschen mit PMR keine erhöhte Sterblichkeit gegenüber Menschen ohne PMR [7].

Menschen mit PMR sind nicht allein!

Ein gutes soziales Umfeld kann dazu beitragen, besser mit der PMR-Erkrankung umzugehen [2].

Ein paar Tipps für PMR-Patient*innen:

  • Teilen Sie die Diagnose PMR mit einer Bezugsperson, damit diese entsprechend helfen kann.
  • Erzählen Sie Menschen aus Ihrem Umfeld, welchen Einfluss die PMR-Erkrankung auf Ihr Leben hat.
  • Lassen Sie sich helfen – ob es den Weg zum Arztbesuch betrifft oder das Ein-/Aussteigen aus dem Auto.
  • Schließen Sie sich zwecks Austausch Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen an.
  • Nutzen Sie die Plattform der Deutschen Rheuma-Liga www.rheuma-liga.de. Hier erhalten Sie wichtige Informationen, praktische Hilfen und Austauschmöglichkeiten mit Menschen, die unter rheumatischen Erkrankungen leiden.

Patientenhomepage

Zum Thema Polymyalgia rheumatica stehen ab sofort auf www.pmr-und-ich.de umfangreiche Informationen zur Verfügung.

Rheumatologie

Erkrankungen, die unter dem Begriff „Rheuma“ zusammengefasst werden, führen zu Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen, zum Beispiel den Gelenken und Knochen. Viele dieser Erkrankungen sind chronisch und sehr schmerzhaft. Wir forschen intensiv und entwickeln Therapien, die den Betroffenen das Leben erleichtern.

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Quellen:

[1] Buttgereit F, Brabant T, Dinges H et al.: S3-Leitlinie zur Behandlung der Polymyalgia rheumatica. Z Rheumatol 2018; 77:429–41; verfügbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00393-018-0476-8; zuletzt abgerufen: 01.07.2024.

[2] Feichter M: Polymyalgia rheumatica, Eintrag auf netdoktor.de, https://www.netdoktor.de/krankheiten/polymyalgia-rheumatica/, zuletzt abgerufen am 01.07.2024.

[3] Helliwell T, Hider SL, Mallen CD: Polymyalgia rheumatica: diagnosis, prescribing, and monitoring in general practice. Br J Gen Pract 2013; 63: e361–6.

[4] Bahlas S, Ramos-Remus C, Davis P: Utilisation and costs of investigations, and accuracy of diagnosis of polymyalgia rheumatica by family physicians. Clin Rheumatol 2000; 19: 278–80.

[5] Colombo MG et al. Polymyalgia rheumatica. Dtsch Ärztebl Int 2022; 119:411-7; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0218; verfügbar unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/225752/Polymyalgia-rheumatica; zuletzt abgerufen: 01.07.2024.

[6] https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/glukokortikoide; zuletzt abgerufen: 01.07.2024.

[7] https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/pmr/behandlung-prognose.html; zuletzt abgerufen: 01.07.2024.

MAT-DE-2402590-1.0-07/2024