Arbeiten im Reinraum: Teamgeist in der keimarmen Zone

Veröffentlicht am: 8. Februar 2021
Arbeiten im Reinraum: Teamgeist in der keimarmen Zone
Strenge Hygienevorschriften, volle Schutzmontur: Im Reinraum arbeitet Francesca Leitert unter außergewöhnlichen Bedingungen, aber in einem eingespielten Team. Als Francesca Leitert zum ersten Mal einen Reinraum sah, war sie beeindruckt: „Ich sah, dass hier Menschen enormen Aufwand betreiben, um wichtige Arzneimittel zur Versorgung von Patienten herzustellen“, erinnert sie sich.

Diese erste Begegnung ist neun Jahre her. Leitert hatte damals ihre Ausbildung zur Pharmakantin gerade begonnen. Heute steht sie selbst jeden Tag in einem Reinraum der zweithöchsten Reinraumklasse B bei Sanofi in Frankfurt im Industriepark Höchst. Dort werden Medikamente, die später als Injektions- oder Infusionslösung verabreicht werden, unter sterilen Bedingungen hergestellt und abgefüllt. So ist sichergestellt, dass diese Arzneimittel durch keinerlei Keime oder Partikel verunreinigt werden.

Damit eine keimarme Fertigung von Wirkstoffen, die nicht als Tablette verabreicht werden können, möglich ist, muss im Reinraum die Konzentration luftgetragener Teilchen äußerst gering gehalten werden. Anzahl und Größe der Partikel werden fortlaufend überwacht, ebenso die Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Im Raum herrscht Überdruck. So können keine Partikel von außen hineingelangen. Eine Luftzirkulation sorgt zusätzlich für eine gerichtete Luftströmung, damit ein Partikeleintrag für das Produkt ausgeschlossen werden kann.

Damit niemand Keime oder Verschmutzungen in den Reinraum einschleppt, gelten strenge Hygienevorschriften. Eine davon ist das Tragen einer speziellen Schutzkleidung. In den Reinraum gelangen nur Mitarbeiter mit besonderer Berechtigung und Schulung. Und nur wenige Personen dürfen sich gleichzeitig dort aufhalten.

Immer wieder: Hände desinfizieren!

Reinraumunterwäsche, steriler Mundschutz, Haarnetz und Haube, Schutzbrille, zwei Paar Latexhandschuhe, ein Overall sowie Galoschen über den Sicherheitsschuhen – all diese Kleidungsstücke gehören zu Francesca Leiterts täglichem Arbeitsdress und müssen in einer vorgegebenen Reihenfolge angelegt werden. Nach jedem Einzelschritt heißt es: Hände desinfizieren. Die Kleidungsstücke sind vor Gebrauch in sterilen Beuteln verpackt und so gefaltet, dass sie mit wenigen Handgriffen angezogen werden können. „Wir dürfen die Außenseite der Kleidung nicht berühren, um eine Kontamination zu vermeiden“, erklärt Leitert. Bei einem Ganzkörperanzug mit langem Reißverschluss kein leichtes Unterfangen. Das korrekte Anlegen der Schutzkleidung unter Anleitung eines Trainers ist deshalb fester Bestandteil der Ausbildung. Übung macht den Meister.

Ein ganzer Stapel Reinraumkleidung: Der Ankleideprozess dauert knapp zehn Minuten.

Ein ganzer Stapel Reinraumkleidung: Der Ankleideprozess dauert knapp zehn Minuten.

Bis Leitert fertig angekleidet ist, vergehen knapp zehn Minuten. Mit dem schrittweisen Anziehen nähert sie sich dabei dem Reinraum, Überschwenkbänke in den Umkleiden signalisieren ihr, dass sie die nächste, „reinere“ Zone betritt. Ein raumhoher Spiegel hilft bei der Selbstkontrolle. Vor dem Betreten des Reinraums folgt der letzte Check: Sitzt alles richtig? Das ist der Fall, wenn kein Quadratmillimeter Haut mehr freiliegt. In ihrer hellblauen Schutzmontur ist von Francesca Leitert nur noch die Augenpartie unter ihrer Schutzbrille zu erkennen. Ist es so nicht unglaublich schwer zu wissen, mit wem man gerade zusammenarbeitet? „Am Anfang orientiert man sich an den Augen, später erkennt man die Kollegen vor allem am Gang“, verrät Leitert.

Kleine Handzeichen statt großer Worte

Überhaupt lernt man sich im Reinraum auf eine ganz eigene Art sehr gut kennen: ohne große Worte. Zu den Regeln im Reinraum gehört nämlich auch, nur das Nötigste zu sprechen. Während einer Produktabfüllung herrscht Sprechverbot in der höchsten Reinraumzone Klasse A. „Wir kommunizieren nur mit Handzeichen“, erzählt Leitert. „Jeder weiß sofort, was gemeint ist. Wir sind ein eingespieltes Team.“

Doch nicht nur der Plausch unter Kollegen ist im Reinraum tabu. Um das Risiko einer Partikelemission gering zu halten, müssen alle nicht notwendigen Bewegungen und Berührungen vermieden werden. Kein schnelles Gehen, kein lautes Rufen – „man lernt, seine Bewegungen sehr gut zu kontrollieren“, weiß Leitert. Ein verschmutzter oder defekter Handschuh muss sofort ausgetauscht werden. Selbst den Gang zur Toilette gewöhnt man sich an, gut zu planen – denn wer den Reinraum verlässt, muss sich auch wieder aufwändig umkleiden. „Am Anfang ist das alles eine echte Herausforderung“, lacht Leitert, „aber der Körper stellt sich darauf ein und man entwickelt eine Routine.“

Die „Königsklasse“ der Pharmakanten

Die Liste der Verhaltensregeln für den Reinraum ist lang. Damit alle Mitarbeiter die strengen Auflagen und Vorschriften jederzeit korrekt anwenden, ist es wichtig, dass sie gut geschult sind. „Im Reinraum zu arbeiten, ist eine sehr anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe“, betont auch Beate Schmidtke. Sie verantwortet die Qualifizierung und Schulung der Mitarbeiter in der Produktion und die Einhaltung der pharmazeutischen Qualitätsanforderungen. Reinraumarbeiten bezeichnet sie gerne auch als eine der anspruchsvollsten Tätigkeiten des Berufsprofils eines Pharmakanten.

Um auch im Nachhinein sicherstellen zu können, dass alle Arbeitsschritte den strengen Vorgaben entsprechen, muss im Reinraum deshalb alles genau und zeitnah dokumentiert werden. „Alle Anforderungen stets im Blick zu haben, erfordert eine hohe Konzentration“, weiß Schmidtke. Doch genau die Vielseitigkeit ist es, die Francesca Leitert an ihrem Job so mag: „Die Arbeit im Reinraum ist sehr abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere.“

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