Kann Digitalisierung die Asthmaversorgung verbessern?

Veröffentlicht am: 24. April 2023
Kann Digitalisierung die Asthmaversorgung verbessern?
Getty Images/damircudic
Sprechstundentermine bei Fachärzt*innen vereinbaren, den Krankheitsverlauf im Blick behalten und Wissen über den Umgang mit der Erkrankung im Alltag zu erlangen – das erfordert Zeit und Energie. Gesundheitsmanagement ist für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Asthma nicht immer einfach. Das wissen viele Betroffene. Um die Gesundheitsversorgung zu vereinfachen, könnte die Digitalisierung einen großen Beitrag leisten. Doch in der Realität kommt die Digitalisierung im Gesundheitswesen nur langsam voran. Wir möchten daher verstehen: Warum ist das so und was braucht es, um die digitale Asthmaversorgung für die Betroffenen zu verbessern?

Genau diesen Fragen nachzugehen, war Ziel unserer Veranstaltung „Von A wie Asthma bis Z wie Zukunft“, die in Berlin stattfand und verschiedene Expert*innen aus den Bereichen Medizin und Digitalisierung sowie Menschen mit Asthma und deren Angehörige zusammenbrachte. Sie diskutierten über Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der (Asthma-)Versorgung. Dabei ging es unter anderem um Themen wie Gesundheitsapps, das E-Rezept, die E-Patientenakte (ePA), Telemedizin und Onlineterminvergaben.

Trotz unterschiedlicher Perspektiven Einigkeit?

Die Diskussionsrunde mit Inga Bergen (Unternehmerin und Expertin für Innovationen im Gesundheitswesen), Dr. Thomas Hering (niedergelassener Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde), Timo Frank (Gesundheitsökonom und Produktmanager bei gematik, der Nationalen Agentur für Digitale Medizin) und Lena (Asthma-Betroffene) kam zu dem Schluss, dass digitale Anwendungen das Leben mit Asthma erleichtern und die Asthmatherapie positiv unterstützen kann. Eine gute digitale Gesundheitsversorgung ist jedoch nur dann gewährleistet, wenn alle Akteur*innen Hand in Hand arbeiten. Auch die Politik ist hier gefordert und aktiv, wie Nezahat Baradari (Mitglied im Gesundheitsausschuss für die SPD-Bundestagsfraktion und Ärztin) per Videobotschaft mitteilte. Außerdem sind regelmäßige, persönliche Arztbesuche für Menschen mit Asthma unverzichtbar und unersetzbar.

Die Diskussionsrunde mit Inga Bergen (Unternehmerin und Expertin für Innovationen im Gesundheitswesen), Dr. Thomas Hering (niedergelassener Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde), Timo Frank (Gesundheitsökonom und Produktmanager bei gematik, der Nationalen Agentur für Digitale Medizin) und Lena (Asthma-Betroffene) kam zu dem Schluss, dass digitale Anwendungen das Leben mit Asthma erleichtern und die Asthmatherapie positiv unterstützen kann.

Zum Nachschauen: der Expertentalk als Highlight-Video

Welche Möglichkeiten bietet Digital Health bei der Diagnose und Behandlung von Asthma? Welche Rolle kommt der Politik bei der digitalen Gesundheitsversorgung zu und gibt es digitale Anwendungen, die Behandler*innen und Patient*innen in der Versorgung unterstützen? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es in diesem Video.

Die 5 wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

  1. Digitale Gesundheitsanwendungen können relevante Gesundheitsprobleme lösen:
    „Die Digitalisierung kann nicht nur Daten transparent aufbereiten, sondern auch dabei helfen, gute Gespräche zwischen Ärzt*innen und Patient*innen vorzubereiten. Außerdem können digitale Tools Transparenz in die eigene Krankheit bringen: Menschen lernen, Krankheiten besser zu verstehen, ihre Gesundheit und ihre Werte im Blick zu behalten und Krankheitsverläufe zu dokumentieren.“
    Inga Bergen, Unternehmerin und Expertin für Innovationen im Gesundheitswesen
     
  2. Digitalisierung kann die Asthma-Therapie unterstützen, doch es gibt Grenzen:
    „19 von 20 Menschen mit Asthma kann man mithilfe von Schulungen und einer maßgeschneiderten Therapie in der Regel so gut einstellen, dass sie nahezu beschwerdefrei sind. Das lässt sich durch Selbstüberwachungs- und Tracking-Apps beispielsweise gut unterstützen. Mein Wunsch als Arzt ist es jedoch, dass diese Apps ihre Daten so verdichten und darstellen, dass sie auch für die Behandler*innen gut zu lesen sind. Das ist derzeit noch nicht der Fall.”
    Dr. Thomas Hering, niedergelassener Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde
     
  3. Es braucht bessere Angebote zur Prävention und für die Versorgung von Patient*innen:
    „Noch vor Ende diesen Jahres wollen wir eine Digitalisierungsstrategie auf den Weg gebracht haben, die in Zukunft regelmäßig fortgeschrieben wird und Leitlinien und Ziele formuliert, an denen sich die Entwicklung ausrichtet. Die ePA [elektronische Patientenakte] beispielsweise ist zentral für die Digitalisierung und die Versorgung, gerade von Chroniker*innen in Deutschland. Sie kann die Diagnostik erleichtern, zu einem besseren Verständnis der Ursachen führen und die Kommunikation zwischen Behandler*innen [und Patient*innen] stärken.“
    Nezahat Baradari, Mitglied im Gesundheitsausschuss für die SPD-Bundestagsfraktion und Ärztin
     
  4. Digitalisierung kann und soll den menschlichen Kontakt nicht ersetzen:
    „Ich sehe Digitalisierung, wie z. B. das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte, mehr als Ergänzung, die in der Praxis dabei helfen kann, zeitintensive Verwaltung und Abwicklung zu reduzieren. Für mich bedeutet Digitalisierung jedoch nicht, das persönliche Gespräch oder die ärztliche Untersuchung zu ersetzen. Bei der Umsetzung in Deutschland hapert es derzeit nicht an der Technologie. Die Hürden liegen vielmehr in der Bürokratie, insbesondere beim Datenschutz und bei Apps, die nicht für jeden zugänglich sind. Die App für das E-Rezept nutzen z. B. nur wenige hunderttausend Menschen (von über 80 Millionen).“
    Timo Frank, Gesundheitsökonom und Produktmanager bei gematik, der Nationalen Agentur für Digitale Medizin
     
  5. Digitale Angebote können den Alltag mit Asthma erleichtern:
    „Ich selbst nutze in erster Linie meine Sportuhr, mit der ich messe, ob ich eine Leistungssteigerung beim Sport habe. Außerdem denke ich, dass digitale Hilfen wie das E-Rezept Komfort und Zeitersparnis bringen – nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Ärzt*innen. Wer beispielsweise auf dem Land wohnt, kann sich dadurch lange Wege sparen. Gleichzeitig werden die Wartezimmer in den Arztpraxen entlastet. Ganz wichtig ist für mich auch Social Media für den Austausch mit anderen Betroffenen und Sportler*innen.“
    Lena, Asthma-Betroffene und Triathletin

Asthmatherapie bleibt Teamsache

Auch in Zeiten der Digitalisierung ist eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung eine wichtige Säule für eine gute Asthmaversorgung. Dabei sollte eine offene und gleichberechtigte Kommunikation zwischen Ärztin*Arzt und Patient*innen im Vordergrund stehen. Ziel ist es, Therapieentscheidungen gemeinsam zu treffen.

Asthmatherapie bleibt Teamsache

Dabei hilft es beiden Seiten, wenn Menschen mit Asthma den Arzttermin vorbereiten, z. B. durch:

  • Erlangen von Basiswissen rund um Asthma und die Behandlungsmöglichkeiten
  • Führen eines Asthma-Tagebuchs, in dem Beschwerden festgehalten werden
  • Einen Online-Selbsttest, um eine erste Einschätzung über die Asthma-Kontrolle zu erhalten
Asthma-Aktivisten

Weitere Informationen zum Thema Asthma sowie praktische Tipps zur Vorbereitung auf das Arztgespräch und vieles mehr finden Betroffene, Angehörige und Interessierte auf der Website www.Asthma-Aktivisten.de

Nicht verpassen: Unser Podcast „Gesundheit & Innovation“ gibt Einblicke in neueste wissenschaftliche Entdeckungen, medizinische Fortschritte, z. B. bei der Behandlung von schweren Erkrankungen und der modernen Fertigung von Medikamenten. Die Folge „Asthma, Neurodermitis, chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen - und die Rolle der Typ-2-Inflammation“ ist hörenswert für alle, die Asthma und den Zusammenhang zu anderen Erkrankungen besser verstehen möchten.

Perspektiven bei Atemwegserkrankungen

Als Atemwegserkrankungen werden Erkrankungen bezeichnet, welche die Atemfunktion und die Organe der Atemwege betreffen. Sie können akut oder chronisch auftreten. Mehr über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten erfahren.

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