Je früher, desto besser – das ist der Grundgedanke des Modellprojekts ANLIN. Ziel ist es, Ausbilder und Auszubildende an das Thema soziale, wirtschaftliche und ökologische Verantwortung heranzuführen.
„Als lebenslanger Begleiter in Gesundheitsfragen sind wir immerzu gefordert, unser Handeln und seine Auswirkungen zu hinterfragen. Mit ‚Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie‘ – kurz ANLIN – wollen wir einen langfristigen Kulturwandel anstoßen“, erklärt Gisela Schardt, Ausbildungsverantwortliche bei Sanofi. „Damit können wir gar nicht früh genug beginnen.“
Eine Gruppe von 20 künftigen Chemielaboranten ist im September 2017 in ihre duale Ausbildung gestartet und profitiert von ANLIN. Im Zuge ihrer Ausbildung lernen sie, ihr Handeln als spätere Fachkräfte an der CSR-Philosophie von Sanofi auszurichten. „Denn nur, wenn jeder Einzelne im Unternehmen versteht, wie sich das eigene Handeln auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt, können wir Fortschritt verantwortlich gestalten“, betont Schardt.
Mit Kopf und Herz dabei
So setzt das modular aufgebaute Konzept darauf, Ausbilder und Azubis persönlich zu involvieren. Beispielsweise analysieren die Auszubildenden in Workshops über einen Online-Rechner, was ihr Lebensstil verbraucht und was sie tun können, um ressourcenschonender zu konsumieren. Ein E-Learning-Tool und regelmäßige Gespräche mit Ausbildern sowie eine Betriebserkundung runden die Inhalte ab.
„Es ist ein Kopf- und Herzthema. Die Azubis sind für die Thematik sehr aufgeschlossen, verstehen schnell und wollen gestalten“, freut sich Marny Schröder. Sie ist Projektleiterin beim Bildungspartner Provadis und zuständig für die praktische Heranführung der jungen Menschen im Projekt ANLIN. Vom Engagement der Azubis ist sie begeistert: „Viele geben Impulse, wie und an welcher Stelle man noch an einer Stellschraube drehen kann.“
Kleine Schritte zählen
Schlichte Handgriffe wie das Ausschalten des Lichts beim Verlassen des Labors haben einen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck – möge er noch so klein sein. Die jungen Menschen begreifen das schnell. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um den Umgang mit Ressourcen oder um soziale Aspekte geht, etwa die Bedingungen, unter denen Handys oder Kleidung hergestellt werden.
Starkes Pilotprojekt
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die deutsche UNESCO-Kommission und das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Modellprojekt ANLIN im vergangenen November als herausragende Bildungsinitiative für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet haben. Wichtig für die Entscheidung der Jury war die zukunftsweisende Ausrichtung des Vorhabens der Projektpartner, alle Lernorte der beruflichen Bildung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung weiterzuentwickeln.
Im August dieses Jahres folgte eine weitere Auszeichnung: Der Landesverband Hessen im Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI Hessen) kürte die Platzierten aus dem Responsible Care Landeswettbewerb 2018. Sanofi und Clariant erhielten den zweiten Preis für das CSR Lernprogramm ANLIN bei der Preisverleihung auf der VCI-Mitgliederversammlung in Wiesbaden. Sanofi und Clariant sind stolz auf Ihr gemeinschaftliches Pilotprojekt und freuen sich daher umso mehr über die tolle Platzierung. Ein gemeinsamer Erfolg und eine echte Teamleistung! HessenChemie, VCI Hessen, IHK, IG BCE, JAV, die Berufsschule sowie die Firmen G.E. HABICH'S SÖHNE leisteten ebenfalls Ihren Beitrag zu dem Nachhaltigkeitsprojekt ANLIN.

ANLIN - Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Ausbildung?
Starkes Netzwerk für CSR in der Ausbildung
Seit 2016 ist Sanofi Partner von ANLIN, einem Weltaktionsprogramm der UNESCO. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Modellversuchsförderschwerpunkt „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung 2015 – 2019“ gefördert. Die Verbundpartner – Qualifizierungsförderungswerk Chemie, Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft, Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management Services und Provadis – ziehen an einem Strang. Ihr Ziel ist es, gemeinsam nachhaltige Lernorte in der Industrie zu etablieren. Bis 2019 bildet ANLIN rund 60 Azubis zu Junior-Experten für Nachhaltigkeit im Betrieb aus.


Gespräch mit Dr. Klaus-Dieter Mertineit
Was wollen Sie im Modellversuch bei den Unternehmen anregen?
Mein Wunsch ist, im Unternehmen eine Brücke zwischen den Verantwortungsbereichen Personal, Nachhaltigkeit und Ausbildung zu schlagen. Hier möchten wir einen stärkeren Dialog fördern. Wenn diese Bereiche intensiv miteinander kommunizieren, können wir nachhaltige Lernorte langfristig etablieren.
Sie sprechen den Austausch zum Thema an. Wie kann man ihn optimieren?
Wir wollen ein Denken in ganzheitlichen Prozessen anstoßen. Oft wissen Auszubildende, aber auch Ausbilder, nicht, was in vor- oder nachgeschalteten Bereichen passiert. Wenn wir wissen, woher zum Beispiel das im Labor verwendete Material kommt, erweitern wir unseren Blick für nachhaltige Prozesse.
Können sich Auszubildende einbringen?
Selbstverständlich, genau das ist erwünscht. Ich kenne viele Beispiele, bei denen Jugendliche Verbesserungen angestoßen haben. Sie haben noch keinen Routineblick und erkennen, was anderen gar nicht mehr auffällt.
Dr. Klaus-Dieter Mertineit, Nachhaltigkeitsexperte im internationalen Berufsbildungssektor, Entwickler des didaktischen Konzepts für ANLIN und zuständig für die Qualifizierung der Ausbilder
Header-Foto: istockphoto / leventince